Eine lange Phase niedriger Zinsen, kann bei Ihnen die Fragen aufwerfen: „Warum soll ich in Anleihen investieren, wenn die Zinsen niedrig sind?“ „Was passiert, wenn die Zinsen steigen?“ „Sollen Anleihen als defensiver Teil meines Depots nicht vor Verlusten schützen?“
Für viele ist nicht intuitiv zu verstehen, warum die Kurse fallen, wenn die Zinsen steigen und umgekehrt.
Sollten die Zinsen aber hoch sein, fragen Sie sich vielleicht: „Warum soll ich in Aktien investieren?“ Wegen der langen Phase historisch niedriger Zinsen (2008-2022) wollen wir uns aber zunächst mit den Fragen in einem Niedrigzinsumfelds beschäftigen.
Die Funktion einer Anleihe zum Ausgabezeitpunkt (Primärmarkt) ist grundsätzlich einfach:
Ein Staat, ein staatsnaher Emittent oder ein Unternehmen braucht Kapital. Man entscheidet sich dazu über eine Anleihe am Kapitalmarkt einen Kredit aufzunehmen (statt Anteile seines Unternehmens über eine Aktienausgabe zu verkaufen). Diese Anleihe ist mit einem bestimmten Zinsversprechen ausgestattet.
Der Käufer der Anleihe wird also zum Kreditgeber. Er kauft die Anleihe zu 100%, bekommt während der festen Laufzeit einen jährlich fälligen fest vereinbarten Zins (der nennt sich Kupon) und am Ende bekommt er 100% wieder zurück. Die Vermögensbereicherung findet also durch die Zahlung des jährlichen Zinses statt. Das klingt einfach. Und dennoch:
Eine wesentliche Eigenschaft einer Anleihe ist ihre Handelbarkeit (Sekundärmarkt). Und es ist nicht gesagt oder eher sehr unwahrscheinlich, dass man bei einem vorzeitigen Verkauf der Anleihe genau seine 100% Kaufpreis zurückbekommt. Diese 100% garantiert der Emissionär nur am Ende der Laufzeit. Während der Laufzeit verändert sich der Wert täglich. Der Wert kann höher oder niedriger als 100% sein. Der Wert einer Anleihe verändert sich nämlich
- wenn sich der Kapitalmarktzins verändert
- wenn sich die Zahlungsfähigkeit des Emissionärs verändert
- wenn sich die Restlaufzeit der Anleihe verkürzt
- wenn der jährliche fällige Zins (Zinscoupon) ausgezahlt wird
- usw.